Orta San Giulio (Novara): Basilica von San Giulio
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GESCHICHTE Die Legende besagt, dass der Heilig Julius, der mit seinem Bruder Julianus im vierten Jahrhundert von der Insel Isola Aegina in der Ägäis in die Gegend kam, die Insel erreichte, damals wild und von Schlangen befallen, indem er seinen Mantel als Boot und seinem Pilgerstock als Ruder benutzte. Als er auf der Insel ankam, hätte er den Schlangen befohlen, die Insel zu verlassen, und hätte dann die erste ursprüngliche Kirche errichtet. Tatsächlich wurde die erste Version der Kirche, die viel kleiner war als die jetzige, im vierten Jahrhundert von San Giulio gebaut, so dass während der Renovierungsarbeiten des Fussbodens die Spuren einer Apsis des vierten Jahrhunderts und einer etwas späteren frühchristlichen Kirche gefunden wurden. Im Laufe der Jahrhunderte fanden unzählige Änderungen und Ergänzungen statt. Während der Belagerungen von Otto I. Mitte des 10. Jahrhunderts wurde die Kirche fast vollständig zerstört, so dass derselbe Otto I. den Wiederaufbau beschloss, bei dem die Apsis der Vorgängerkirche in den Neubau eingegliedert wurde. Zwischen dem elften und zwölften Jahrhundert wurden der Kirche der Glockenturm und das Tiburium hinzugefügt. Restaurierungen und umfangreiche Umbauten erfolgten im 16. und 17. Jahrhundert (insbesondere mit dem Bau der Krypta Ende des 17. Jahrhunderts).
STRUKTUR Die Basilika von San Giulio sieht äußerlich wir eine typisch romanische Kirche aus. Ihre Abmessungen sind in der Tat nicht sehr groß. Sie ist in dem Gebäudekomplex eingebettet, der die Insel besetzt, so dass die Fassade nicht vom kleinen Bootshafen aus sichtbar ist, sondern nur vom Westufer des Sees. Die Fassade ist von Pilaster in drei vertikalen Teilen gegliedert, mit hängenden Bögen unter dem Dach verziert und von zwei kleinen Türmen flankiert. Der Haupteingang ist durch ein Pronao geschützt, über dem sich eine Serliana befindet. Es gibt auch andere kleinere Fenster in verschiedenen Formen und Größen.
Das Tiburium, das sich über dem Schnittpunkt des Hauptschiffes mit dem Querschiff befindet, hat eine achteckige Struktur. Ursprünglich gab es auf jeder Seite ein blindes Dreilichtfenster. 1776 wurden sie jedoch durch rechteckige Fenster ersetzt (mit einer Ausnahme), von denen drei echt und vier falsch sind.
Der mächtige Glockenturm im romanischen Stil, getrennt von der Basilika und neben der linken Apsis platziert, wurde wahrscheinlich von Guglielmo da Volpiano entworfen. Er ist in sechs Stockwerken unterteilt und mit Lisenen und hängenden Bögen verziert. Die Glocken befinden sich in einem Raum der auf jeder Seite ein dreibogiges Fenster besitzt.
Hinten sind die drei halbrunden Apsiden zu sehen. Die mittlere ist viel größer als die seitlichen und unter dem Dach ist sie mit Blindbögen verziert.
Das Innern präsentiert eine harmonische Verschmelzung der romanischen Struktur mit barocken Dekorationen und gotischen Fresken. Die Struktur ist ein lateinisches Kreuz, mit drei Schiffen, denen ein inneres Narthex vorausgeht und die durch auf Säulen ruhende Bögen unterteilt sind. Das Mittelschiff hat ein Tonnengewölbe, die Seitenschiffe vier Kreuzgewölbe. Das Presbyterium ist erhöht und durch Marmorbrüstungen vom Kirchenschiff getrennt. Die Seitenschiffe sind viel niedriger als das Hauptschiff, auch weil der obere Teil von den Frauengalerien besetzt ist. Diese sind über zwei Wendeltreppen zugänglich, die sich in den beiden kleinen Türmen befinden, die die Fassade begrenzen. Die Spitze der Lisenen ist mit korinthischen Kapitellen aus vergoldetem Stuck verziert. Reichliche Vergoldungen sind auch bei den beiden Balkone an der Spitze der Frauengalerien zu finden, von denen einer als Kantorei dient und der andere die Orgel beherbergt.
Im linken Seitenschiff, auf der Höhe der vierten Spannweite, befindet sich die als des Kruzifixes bekannte Kapelle, die mit drei polychromen Holzstatuen geschmückt ist, vermutlich aus dem späten 15. Jahrhundert, die den Christus am Kreuz, die Jungfrau und den Heiligen Johannes darstellen. Die Taufkapelle, eine kleine Kapelle, die zum Teil durch die Basis der Wendeltreppe geschnitten ist und sie sich im linken Seitenschiff auf der Höhe der ersten Spannweite befindet. Im Zentrum steht ein steinernes Taufbecken aus dem 16. Jahrhundert.
Die Bilddekoration der Basilika ist sehr unterschiedlich alt. In den Seitenschiffen befinden sich noch viele gotische Fresken, während die Dekoration der Decken der anderen Teilen der Kirche zum großen Teil Barock ist.
- Das älteste Fresko in der ganzen Kirche befindet sich auf dem Pfeiler auf der Höhe der zweiten Spannweite im linken Seitenschiff: Es stellt das Martyrium vom Heiligen Lorenz dar, der auf dem feurigen Grill steht. Es stammt aus der zweiten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts.
- Die Jungfrau mit Kind und einigen Auftraggeber im rechten Arm des Querschiffs stammt aus den frühen Jahrzehnten des fünfzehnten Jahrhunderts. Vielleicht noch etwas älter ist der St. Bartholomäus an der Westseite des ersten Pfeilers der Südreihe. Alle diese Fresken erscheinen spätgotisch.
- Die Fresken der Werkstatt vom De Campo stammen aus den zentralen Jahrzehnten des fünfzehnten Jahrhunderts: die Heiligen Sebastian und Rocco in der Vorsakristei, der Heilige Nikolaus und drei Mädchen an der Ostseite des zweiten Pfeilers der Nordreihe, Santa Caterina an der Wand der dritten Spannweite des südlichen Seitenschiffes. Auch diese Fresken sind im spätgotischen Stil, aber mehr aktualisiert.
- Dann gibt es den Freskenzyklus von 1486, der noch im spätgotischen Stil ist, aber bereits verschiedene Renaissance-Elemente enthält. Dieser Zyklus umfasst die Wandfresken der dritten Spannweite des Südschiffs (Erstes Register: Geburt Christi. Zweites Register: die Heiligen Sebastiano, Rocco, Giacomo Maggiore, Caterina d'Alessandria, Biagio; Abb. 2), des Gewölbes derselben (Doktoren der Kirche, Abb. 3), der Halbpfeiler (San Damiano, links, und San Cosma, rechts), der Trennelemente vor der Hinterwand Sant'Elia
(links) und San Martino (rechts), von den beiden halben Pfeilern des Bogens zwischen der Spannweite und dem Mittelschiff (San Donnino, links und San Cristoforo, rechts) und des Unterbogens (Santa Dorotea und Santa Apollonia). Der selbe Maler fertigte die Fresken an der Wand der zweiten Spannweite des Südschiffes (Erstes Register: Dreifaltigkeit mit Engeln. Zweites Register: Geschichten von San Giulio. Drittes Register: Heiligen Elia, Giulio und Gaudenzio). - Die Fresken in der zweiten Spannweite des südlichen Seitenschiffes, von Sperindio Cagnola gefertigt, einem Schüler von Gaudenzio Ferrari (oder einem Mitarbeiter von ihm) im Jahr 1521. An der Rückwand befinden sich das Martyrium vom Heiligen Stephan (erstes Register) und eine Jungfrau mit Kind unter den Heiligen Sebastiano, Giacomo, der den Auftraggeber vorstellt, Julius und Rocco (zweites Register), auf dem Gewölbe der Doktoren der Kirche, auf den Halbpilastern zwischen der Spannweite und dem Mittelschiff San Giulio, der Sant'Audenzio umarmt (links) und die Heiligen Fermo und Apollonia (rechts), unter dem Bogen einige Propheten. Die Archivolten und Rippen des Gewölbes sind mit wertvollen grotesken Spiralen verziert.
- Die Fresken der anderen Abdeckungen sind barock, realisiert von Carlo Borsetti, wahrscheinlich mit Hilfe vom Quadraturist Pietro Camaschella, in der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. Das zentrale Segment der Apsis enthält eine Dreifaltigkeit, während die anderen Segmente der Apsis, die Decken des Querschiffs, die Kuppel des Tiburiums von engelhaften Herrlichkeiten besetzt sind. Das Gewölbe der zweiten Spannweite des Hauptschiffs ist mit einer Herrlichkeit von San Giulio besetzt, das der ersten mit einer Herrlichkeit der Heiligen Elia, Demetrio, Filiberto und Audenzio.
- Die vier Evangelisten in den Zwickeln der Kuppel und die trompes l’oeil Fresken vom Tambour und des Mittelschiffes stammen von Lorenzo Peracino aus den siebziger Jahren des achtzehnten Jahrhunderts.
Die beiden Arme des Querschiffs enthalten die beiden Seitenapsiden, die viel kleiner sind als die mittlere. Sie bilden die beiden Kapellen der Assunta (linke Apsis) und des Rosenkranzes (rechte Apsis) dar. Im rechten Querschiff befindet sich auf dem rechten Pfeiler, der das Kirchenschiff vom Presbyterium trennt, ein Basrelief mit der Darstellung vom Heiligen Julius, der auf seinem Mantel zu der von Schlangen befallenen Insel segelt.
Die Basilika enthält zahlreiche wertvolle Gemälde. Insbesondere, aber ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Die Rückwand des linken Arms des Querschiffes ist von der großen Leinwand von Giorgio Zanatta besetzt, San Giulio trifft Sant'Audenzio, aus dem Jahr 1688. Noch im linken Arm des Querschiffs Der Tod des Bauerntölpels (1687), ebenfalls von Giorgio Zanatta, die etwas spätere Rast während der Flucht nach Ägypten, von Giorgio Bonola, und eine Heiligen Familie von Giovanni Mauro Rosselli, bekannt als Fiamminghino. Im rechten Arm des Querschiffs befindet sich das Wunder des Wolfes (1686) von Giorgio Bonola und sechs Heiligenfiguren von Ambrogio Figino, während an den Seitenwänden der zentralen Apsis die Gemälde von einem unbekannten Autor die Ankunft von San Giulio auf der Insel und der Tod des Heiligen zu sehen sind. In der Sakristei, die auch die Funktion einer echten Kunstgalerie hat, werden verschiedene andere Leinwände sowie Statuen bewahrt.
Zentrale Apsis Die zentrale Apsis ist vieleckig und viel tiefer als die seitlichen. Der untere Teil der Wände ist von den Chorständen aus geschnitztem Holz besetzt. Über ihnen befinden sich vier niedriggewölbte Nischen, in denen die hölzernen Reliquienbüsten der auf der Insel begrabenen Heiligen zu sehen sind. Im oberen Teil der hinteren Wand, in einer Nische in einem reichen Retabel, befindet sich die Statue eines segenden San Giulio. Der Hochaltar aus polychromem Marmor wurde um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert von den Brüdern Cesare Fiori und Giovanni Battista Dominioni angefertigt. Der neue Hochaltar wurde nach dem Abriss des vorhergehenden und der Ausgrabung des Presbyteriums errichtet. Ziel der Ausgrabung war die Überreste von San Giulio ausgraben und in eine eigens unter dem Presbyterium errichtete Krypta zu versetzen. Die Krypta wurde 1697 nach einem Entwurf von Giovanni Antonio Martelli erbaut. In ihr sind die Überreste von San Giulio aufbewahrt, die seit 1749 in einer Kristallurne mit silbernen Friesen oberhalb einem Marmorsarkophag eingeschlossen sind (Abb. 4). Der ebenfalls von den Brüdern Dominioni gefertigte Altar der Krypta beherbergt außerdem die Überreste der Heiligen Giulio, Demetrio, Filiberto und Elia. Die Gewölbe der Krypta wurden 1772 von den Brüdern Carlo Giuseppe und Giovanni Biella mit Gouache mit dem Ruhm des Heiligen Julius und verschiedenen dekorativen Motiven verziert.
Der größte Schatz der Basilika ist jedoch der romanische Ambo, der vor dem Presbyterium am ersten Bogen des linken Seitenschiffs angebracht ist. Es wurde zu Beginn des 12. Jahrhunderts aus grau-grünem Stein des Steinbruchs von Oira geschnitzt. 3,5 Meter hoch und ungefähr so breit, der Ambo umfasst eine Plattform, die auf vier verschiedenen Säulen steht. Die Dekoration der Brüstung, die von großen Relieffiguren bevölkert wird, ist von großem Wert. Von links gegen den Uhrzeigersinn kann man die Symbole der Evangelisten erkennen (Ochse, Engel, geflügelter Löwe und Adler), die sich mit allegorischen Szenen abwechseln, die den Kampf zwischen Gut und Böse darstellen (Hirsch, angegriffen von einem Schützen-Zentauren, Greif siegreich gegen den Krokodildrachen). Und dann gibt es eine mysteriöse und hieratische Figur (an der vorderen Ecke der Seite, die zum rechten Gang zeigt), über deren Bedeutung lange spekuliert wurde, ohne zu einer sicheren Deutung zu gelangen.
Eine letzte Besonderheit der Basilika ist die Tatsache, dass auf verschiedenen Fresken zwischen dem Beginn des 16. und dem Ende des 17. Jahrhunderts zahlreiche Graffiti eingraviert wurden. Es sollte beachtet werden, dass dies keine Kritzeleien von zufälligen Besuchern sind, in der Tat sind sie in gutem Latein, manchmal wurden sie mit einer besonderen Schrift erstellt, manchmal sprechen sie über berühmte Persönlichkeiten oder wichtige Ereignisse. Obwohl sie aus künstlerischer Sicht sie einen Schaden darstellen, sind sie somit eine wertvolle Quelle historischer Informationen.
Kategorien: Plätze von historischem Wert von künstlerischem Wert
Isola San Giulio, 28016 Orta San Giulio NO |
Basilica von San Giulio: zusätzliche Fotos in der Sektion Photographie |