Lissone (Milano): Villa Baldironi Reati
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Villa Baldironi Reati in Lissone ist einerseits ein Beispiel dafür, wie in Italien selbst innerhalb einer modernen Stadtstruktur ein echter Kunst- und Geschichtsschatz gefunden werden kann, andererseits aber auch dafür, wie solche Schätze oft erstickt wurden wegen der wilden Zementifizierung vor einigen Jahrzehnten (und noch heute zum Teil im Gange). Tatsächlich ist die Villa, die ursprünglich von einem Park umgeben war, zwischen modernen Hochhäusern eingekeilt, mit nur einem dünnen Streifen Land umherum. Aus diesem Grund gibt es auf dieser Seite keine Fotos von außen.
Struktur Das Gebäude umfasst zwei bewohnbare Etagen: das Erdgeschoss, das als edle Etage des Hauses dient und in vier Räume unterteilt ist, und das erste Stockwerk, das in acht Räume unterteilt ist. Die Wände der Räume im Erdgeschoss sind mit großen Trompe-l'oeil-Fresken aus dem späten 17. und frühen 18. Jahrhundert dekoriert und zeigen architektonische Szenen von antiken Gebäuden, Ruinen und Statuen. Gemalte Säulen scheinen oft die Decke zu stützen, was die Grenze zwischen Illusion und Realität noch verwirrter macht. Das gleiche Ziel haben die Darstellungen an den Wänden von Portalen und Bögen, die auf große Landschaften blicken. An den Türen gibt es witerhin Abbildungen von reichen Rahmen und oft entspricht echten Türen in symmetrischer Position eine gemalte Tür, um so die Symmetrie wiederherzustellen. In allen Fresken sind die menschlichen Figuren nicht sehr präsent und auf jeden Fall immer im Hintergrund. Die Fresken in den vier Räumen sind vier verschiedenen Themen gewidmet: Saal der Schaltechten (Abb. 4, 5) mit mythologischen Subjekten, die dem Krieg gewidmet sind. Saal der Büste mit Gemälden römischer Büsten Saal der Säulen (Fig. 1, 6), mit besonderen Säulen bemalt, die die optische Täuschung mitteilen, die Deckenbalken zu tragen. Saal des Meers (Abb. 3), mit mythologischen Themen, die mit dem Meer verbunden sind. Die Kassettendecken aus geschnitztem und lackiertem Holz sind ebenfalls von großem Wert.
GESCHICHTE Die Ursprünge der Villa scheinen im sechzehnten Jahrhundert zu liegen, auch wenn man keine genaue Angaben über die Zeit der Errichtung und über den Architekten hat, der sie entwarf. Die Geschichte der Villa ist eng mit den Familien verbunden, die sie besessen haben. 1450-1897 - Familie Baldironi Die Baldironi, Familie römischer Herkunft, nimmt eine wichtige Position in der Geschichte von Lissone ein. Ihr wirtschaftlicher Erfolg dauerte bis ins achtzehnte Jahrhundert. Aufgrund der für ihre Mitglieder typischen religiösen Hingabe errichtete die Familie 1702 um die ursprüngliche Familienkapelle das Oratorium der Unbefleckten Empfängnis. Das Oratorium war mit dem Zentralkörper verbunden, um so einen einzigen Komplex zu bilden. 1897-1940 - Familie Paleari Die Paleari, Symbol einer neuen industriellen Bourgeoisie, unterschieden den Wohnsitz der Eigentümer von dem der Angestellten, wobei sie als Modell eine kleinere Familie in einer isolierten und separaten Villa hatten. Die Verbindung zwischen dem zentralen Körper und der Kapelle wurde daher abgerissen, neben der Villa wurde ein neuer Küchenraum errichtet, der Eingang wurde verschoben und das Gebäude wird klassizistisch gestaltet. 1940-1980 - Familie Reati Dort, wo die Paleari abgerissen hatten, wird eine Laborhalle für die Glasbearbeitung errichtet; auch die mit Fresken verzierten Räume im Erdgeschoss werden für produktive Aktivitäten genutzt. Die Nordostecke wird geschlossen, ein weiterer Körper, der die Villa zum aktuellen rechteckigen Grundriss führt, wird hinzugefühgt; die Zimmer im Obergeschoss werden mit Zwischendecken versehen, neue Bäder entstehen und die alte Treppe zwischen den Etagen wird durch eine neue Treppe in Jugendstil ersetzt. In den 50er und 60er Jahren wird der Park verkauft und neben der Villa werden große Wohngebäude errichtet. Ab 1981 - Die Gemeinde von Lissone Die Villa wird 1981 von der Stadtverwaltung gekauft. Der Werkstattschuppen wird abgerissen. Zwischen 1997 und 2001 wird eine konservative Restaurierung aller Fresken und Räume im Erdgeschoss durchgeführt, gefolgt von der Wiedereröffnung der adeligen Räume im Erdgeschoss, die ihren ursprünglichen Glanz zurückerhalten. Die Restaurierung der ersten Etage ist bis 2007 abgeschlossen.
Heute ist das Gebäude, in dem zivile Ehen gefeiert werden, nur zu besonderen Anlässen für die Öffentlichkeit zugänglich, mit der Möglichkeit, Führungen zu nutzen.
Kategorien: Plätze von historischem Wert von künstlerischem Wert
Via Fiume, 3, 20035 Lissone MI |
Villa Baldironi Reati: zusätzliche Fotos in der Sektion Photographie |